Praxisbeispiel | Siegen

Energetische Sanierung der Umkleidegebäude im Freibad Kaan-Marienborn

Die Maßnahme „Energetische Sanierung der Umkleidegebäude im Freibad Kaan-Marienborn“ ist ein seit langem von der Stadt Siegen geplantes Projekt. Die Sanierung der Umkleidegebäude soll einerseits den Energieverbrauch des Freibadkomplexes reduzieren und damit einen Beitrag zum Klimaschutz leisten, sowie anderseits das Badeerlebnis für die Freibadgäste verbessern.

Das Bild zeigt den Blick auf ein das Freibadgelände. Mittig ist ein Schwimmbecken mit Springturm zu sehen. Am rechten Bildrand befindet sich das Freibadgebäude.
Bundesland
Nordrhein-Westfalen
Bevölkerungszahl
101.943
Gebietsgröße
114,69 qkm
Bundesfinanzhilfen
191.000
Gebietstypus
Städtischer Bereich
Laufzeit
2020-2022
Schwerpunkte

Energetische Sanierung, gesellschaftlicher Zusammenhalt

Instrumente

Fachbereichsübergreifende Zusammenarbeit

Die Maßnahme „Energetische Sanierung der Umkleidegebäude im Freibad Kaan-Marienborn“ ist ein seit langem von der Stadt Siegen geplantes Projekt, welches mithilfe des Bundesprogramms Investitionspakt Sportstätten im Jahr 2022 umgesetzt werden konnte. Das Warmwasserfreibad ist eins von zwei Freibädern in der Großstadt Siegen und befindet sich im östlichen Stadtteil Kaan-Marienborn, der 1966 in die Stadt Siegen eingemeindet wurde. Die Umkleidegebäude werden neben den Gästen des Freibades auch vom 1. FC Kaan-Marienborn mit 10 Mannschaften als Nutzer des angrenzenden Fußballstadions „Herkules Arena im Breitenbachtals“ genutzt.

Die Sanierung der Umkleidegebäude soll einerseits den Energieverbrauch des Freibadkomplexes reduzieren und damit einen Beitrag zum Klimaschutz leisten, sowie anderseits das Badeerlebnis für die Freibadgäste verbessern. Während die Schwimmbecken bereits 2005 saniert wurden und mit fünf 25m-Bahnen, drei 50m-Bahnen sowie zwei Sprungtürmen (ein und drei Meter), einer Rutsche und einem Nichtschwimmerbeckenbereich den sportlichen und freizeitbezogenen Bedürfnissen der Besucher Rechnung tragen, konnte nun auch der Aufenthalt durch die optische und energetische Verbesserung der Umkleidegebäude aufgewertet werden, da Besucherinnen und Besucher von der Liegewiese direkt auf die Gebäude blicken. Trotz der Sanierungsmaßnahmen und der steigenden Energiekosten sind die Eintrittspreise für Besucher dabei konstant geblieben.

Das Bild zeigt das Baustellenschild zur Fördermaßnahme. Dieses ist an einem Baugerüst befestigt.

Kontext

Die Universitätsstadt Siegen im Südosten von Nordrhein-Westfalen, deren Universität 16.689 Studierende umfasst, verfügt neben drei öffentlichen Hallenbädern über zwei Freibäder. Neben dem Warmwasserfreibad in Kaan-Marienborn gibt es ein weiteres Freibad im Norden der Stadt, in Geisweid. Hinzu kommen zwei durch Vereine betriebene und von der Stadt unterstützte Naturfreibäder. Das Areal eines Hallenbades wird künftig von der Universität Siegen benötigt, sodass sich die Anzahl der Hallenbäder reduziert.

Eines der Ziele der Stadt Siegen ist die Bereitstellung adäquater Sportstätten für die Bevölkerung, um Bewegung zu ermöglichen und, vor allem in den städtischen Schwimmbädern, soziale Begegnungsorte zu etablieren. Besonders hervorzuheben sind hier die Senioren-Frühschwimmergruppen, die bei jeglichen Witterungsbedingungen das Freibad nutzen. Aus städtischer Sicht sind die Freibäder hier insbesondere aufgrund der vergangenen Corona-Einschränkungen relevant, da Sport im Freien eine der ersten Sportmöglichkeiten während der Lockdown-Maßnahmen darstellte. Besondere Aquajogging- und Kinderspaßangebote verstärken den sozialen Aspekt des Freibades.

Das in 1968 erbaute Freibad bietet neben den Sportbahnen auch Minitore, eine Tischtennisplatte, einen Kicker sowie eine Boule-Bahn, sodass auch der Freizeitaspekt ausreichend Beachtung findet. Während die Schwimmbecken 2005 saniert wurden, konnte die geplante Sanierung der Umkleidegebäude lange aufgrund fehlender Mittel nicht bzw. nur stückweise umgesetzt werden.

Bereits seit 20 Jahren verfügt das Warmwasserfreibad über eine großflächige Solaranlage, die während der Freibadsaison für die Beheizung der Becken genutzt wird. Das Freibad bietet behinderten- und rollstuhlgerechte Wege, Umkleiden und Sanitäranlagen sowie eine Einstiegsrutsche in das Schwimmbecken und ist somit barrierefrei. Außerdem verfügt das Freibad über eine eigene Bushaltestelle und ist auch aus der Siegener Innenstadt erreichbar.

Beschreibung der Maßnahme

Bereits weit vor Beginn der Maßnahme wurde in der Stadt ein Handlungsbedarf hinsichtlich der energetischen Sanierung der kommunalen Gebäude gesehen. Dabei wurde ein Konzept für das Freibad Kaan-Marienborn erarbeitet, welches den Energieverbrauch der Umkleidegebäude reduzieren sollte, um einen nachhaltigeren Freibadbetrieb zu ermöglichen. Das Ziel der Maßnahme war es, im Freibad nach der Sanierung der Schwimmbecken einen weiteren Schritt in Richtung geringerer Energieverbrauch zu gehen.

Das vorab erstellte Umbaukonzept umfasste unter anderem einen Austausch der veralteten und defekten Holzfenster und die Installation einer neuen, gedämmten Fassade mit Naturschieferverkleidung. Die aus dem Investitionspakt Sportstätten bereitgestellten Mittel ermöglichten es der Stadt Siegen schließlich, das Konzept für das Warmwasserfreibad in Bezug auf die Umkleidegebäude zu vollenden. Ein wichtiger Aspekt bei der Sanierung war die Verkleidung der Fassade mit regionaltypischem Schiefer, welcher im Siegerland auf eine lange Geschichte zurückblicken kann und noch heute das Stadtbild in Teilen prägt.

Die Energiestandards, die für die Sanierung der Umkleidegebäude zugrunde gelegt wurden, basieren auf den Standards für Nachhaltiges Bauen, die von der Stadt Siegen in 2020 formuliert wurden. Hierin ist unter anderem festgelegt, welchem Standard Sanierungen von Bauteilen entsprechen müssen.

Aus sportfachlicher Sicht sollen der Bevölkerung der Stadt Siegen jeweils zwei Frei-, Naturfrei- und Hallenbäder zur Verfügung stehen, die den aktuellen energietechnischen Standards entsprechen. Zusätzlich zu der Sanierung der Umkleidegebäude des Freibads Kann-Marienborn sollen derartige energetische Umbaumaßnahmen somit auch für die anderen Bäder durchgeführt werden. Da Energieeffizienz jedoch ebenfalls von Relevanz in allen außersportlichen Bereichen ist, sollen künftig weitere energetische Umbauten (wie z.B. in Schulen) in der Stadt umgesetzt werden.

Meilensteine (Stand: Dezember 2022)

  • 2001: Bau einer Solarthermieanlage Freibadgebäude
  • 2005: Sanierung der Schwimmbecken
  • Vor 2020: Erarbeitung eines Konzepts zur energetischen Sanierung des Freibads Kaan-Marienborn
  • 2020: Förderbescheid des Investitionspakt Sportstätten
  • 2020: Ausschreibung der einzelnen Leistungen
  • 2021: Geplanter Umbaubeginn und Verzögerung aufgrund von pandemiebedingten Materialengpässen
  • Januar 2022 bis April 2022: Erster Bauabschnitt
  • Mai 2022 bis September 2022: Bauunterbrechung, um die Freibadsaison störungsfrei durchführen zu können
  • Oktober 2022 bis Ende 2022: Geplanter Abschluss des zweiten Bauabschnitts und Fertigstellung der Umbaumaßnahmen

Gute Praxis – Energetische Sanierung

Die Maßnahme wurde darauf ausgelegt, die derzeit geltenden Energiestandards einzuhalten. Der Energiebeauftragte der Stadt ist für die Konzeptionierung neuer Bauten und die Sanierung bestehender kommunaler Gebäude hinsichtlich Energiestandards mit eingebunden. In der Kommune bestehen (auch durch die formulierten Standards für Nachhaltiges Bauen) schon seit Langem Bestrebungen, die kommunalen Gebäude energetisch nachhaltig aufzustellen. So verfügt das Freibad Kaan-Marienborn bereits über eine Solarthermieanlage, die zur Beheizung der Warmwasserbecken genutzt wird.

Letztendlich soll die zusätzliche Energieeinsparung durch die Dämmung der Außenwände der Gebäude, sowie durch den Austausch der alten Holzfenster erfolgen, wodurch weniger Wärmeenergie verloren geht. Während der erste Bauabschnitt bereits erste Erfolge hinsichtlich Energiereduktion zeigt, so erhofft sich die Stadt vor allem nach der Fertigstellung des zweiten Bauabschnittes Ende 2022 eine noch deutlichere Reduktion. Für die Zukunft wird in Absprache mit dem Energiebeauftragten der Stadt Siegen ein Monitoring erfolgen, damit dieses Ziel auch kennzahlenbasiert überprüft werden kann. Ein derartiges Monitoring hinsichtlich des Energieverbrauchs wird bereits jährlich für die andere Sportstätten der Stadt Siegen (z.B. Hallenbäder) durchgeführt, wobei hier potenzielle Einsparungen, orientiert an festgelegten Standards, aufgedeckt werden. Die Energiestandards sind fest verankert und werden in Kooperation mit dem Energiebeauftragten der Stadt überprüft.

Gute Praxis – Sozialverträgliche Sanierung

Aufgrund von Lieferengpässen bei Holz und Wärmedämmung in 2021 ergab sich eine Verzögerung des Sanierungsprojektes. Die Stadt Siegen hat sich 2022 dazu entschieden, das Projekt in zwei Bauabschnitte zu unterteilen, um den Badebetrieb während der Sommersaison nicht zu beeinträchtigen. Das Bad stand damit den Badegästen uneingeschränkt zur Verfügung. Während des ersten Bauabschnittes, der im April 2022 abgeschlossen wurde, wurde die Sanierung und Dämmung der Fassaden der Umkleidegebäude auf Schwimmbecken-Seite durchgeführt, sodass die Badegäste bereits in der Sommersaison die sanierte Seite sehen konnten. Der zweite Bauabschnitt startete im Oktober 2022 und umfasst die Seite des Bades zur Breitenbacher Straße.

In Zeiten erheblicher Einschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie, die u.a. Reisen in andere Länder fast unmöglich gemacht haben, hat die Stadt an dieser Stelle einen Ort für Bewegung, Gesundheit und Naherholung sowie zur Schaffung gesellschaftlicher Begegnungsmöglichkeiten aufrechterhalten.

Lernerfahrungen

Ein wichtiger Erfolgsfaktor bei der bisherigen Umsetzung der Maßnahme war die enge und umfassende Zusammenarbeit aller involvierten Akteure der Stadt, sowie der beauftragten Baufirmen für die einzelnen Komponenten der Sanierung – Fenster, Fassade und Metallbau. Sowohl innerhalb der involvierten Fachabteilungen als auch von den Schwimmmeistern vor Ort im Bad wurde die Kommunikation und Zusammenarbeit sehr positiv bewertet.

Zudem stellten die der aktuellen wirtschaftlichen Situation geschuldeten Materialpreiserhöhungen eine Herausforderung für die Umsetzung der Maßnahme dar. Insbesondere die Preise für Metall, Aluminium und Kunststoff sind durch die derzeitigen Umstände stark angestiegen.

Die Problematik der Materialbeschaffung und deren Kostenerhöhung hat die Projektverantwortlichen auch zeitlich vor Herausforderungen gestellt. Durch Abstimmung aller Beteiligten haben sich hier jedoch, neben dem einjährigen Zeitverzug bei Baubeginn, keine langfristig negativen Auswirkungen gezeigt.

Die an der Maßnahme beteiligten Personen bewerten die energetische Sanierung der Umkleidegebäude im Freibad Kaan-Marienborn als insgesamt gelungenes Projekt, welches in der Zukunft in ähnlicher Weise für andere Sportstätten durchgeführt werden sollte.

Fazit

Insgesamt sollte durch die Erneuerungen ein Beitrag zu einer nachhaltigen Sportinfrastruktur der Stadt Siegen geleistet und Ressourcen geschont werden. Durch die Sanierung des Bades wird außerdem ein Zeichen an die Bevölkerung gesetzt, dass die Stadt ein Interesse an einer modernen und nachhaltigen Sportinfrastruktur hat. Hervorzuheben ist außerdem die Wichtigkeit eines funktionalen Kommunikationsnetzwerks und der ständige Austausch zwischen der Stadt, den Verantwortlichen im Bad sowie den Baufirmen, um aktuellen Problemlagen (Stichwort Materialbeschaffung und -preiserhöhung) erfolgreich entgegenzuwirken. Zudem wurde herausgestellt, wie wichtig der Betrieb eines Freibads gerade in Pandemiezeiten für den gesellschaftlichen Zusammenhalt ist.

Das Bild zeigt das Freibad im Zustands vor der Sanierung. Im Vordergrund sind ein Springturm und das dazugehörige Schwimmbecken zu sehen. Im Hintergrund befindet sich das Freibadgebäude.

Freibad Kaan-Marienborn vor der Sanierung. Foto: Stadt Siegen, Abteilung Sport und Bäder

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