Klimafreundliche Sanierung Kunstrasenplatz Sandersdorf unter Beachtung der Vorgaben zur Vermeidung von Mikroplastik
Die Stadt Sandersdorf-Brehna hat den Kunstrasenplatz des Sportforums im Ortsteil Sandersdorf grundhaft ersetzen lassen, um einen deutlich geringeren Mikroplastik-Abrieb bei der künftigen Nutzung zu erzeugen.
Bauliche Ersatzsanierung, Ressourcenschonung, recyclingfähiger Materialeinsatz
Energetisches Quartierskonzept
Die Stadt Sandersdorf-Brehna hat den Kunstrasenplatz des Sportforums im Ortsteil Sandersdorf grundhaft ersetzen lassen, um einen deutlich geringeren Mikroplastik-Abrieb bei der künftigen Nutzung zu erzeugen. Bei dem neuen Kunstrasen handelt es sich um ein Produkt, das weitgehend recycelfähig ist. Mit der Maßnahme soll ein Beitrag zum Klimaschutz geleistet werden.
Kontext
Im Rahmen der geförderten Sanierungsmaßnahme wird der 7.300m2 große Kunstrasenplatz ersetzt, der ein zentraler Bestandteil des Sportforums der Stadt Sandersdorf-Brehna bildet. Das Sportforum umfasst – neben dem Kunstrasenplatz – eine Sporthalle/Mehrzweckhalle, eine Ballsporthalle mit Squash-Anlage, eine Bowlingbahn und einen Naturrasenplatz mit Laufbahnen.
Das Sportforum grenzt unmittelbar an das städtebauliche Sanierungsgebiet „Sandersdorf-Ortskern“ an und wird entsprechend stark von Bürgerinnen und Bürgern aus diesem Quartier genutzt. Der Erhalt sowie die Sanierung und Instandsetzung der Sportanlagen soll – gemäß dem Integrierten Gemeindeentwicklungskonzept der Stadt von 2019 – einen Beitrag zur Verbesserung von Freizeitmöglichkeiten sowie Ortsbildverbesserungen bilden. Dies ist auch vor dem Hintergrund relevant, da sich die Stadt aufgrund ihrer Lage zwischen Halle und Leipzig als Einzugsgebiet für Menschen und Familien, die aufgrund der günstigeren Wohn- und Baupreise gerne nach Sandersdorf-Brehna ziehen, selbst wenn sie oft noch in den großen Städten arbeiten, versteht (Pendlersaldo 2020: -13,1%). Der Kunstrasenplatz des Sportzentrums selber dient nicht nur der Fußballabteilung der SG Union Sandersdorf, sondern mehr als dreizehn Männer-, Frauen- und Nachwuchsmannschaften als Trainings- und Spielbetriebsfläche. Zudem wird der Platz von den ansässigen Grundschulen und Kindertagesstätten sowie für Wettkampf-Zwecke genutzt.
Die Stadt Sandersdorf-Brehna verfügt über eine vielfältige und lange Sporttradition mit einem aktiven Vereinsleben und einem breiten bürgerschaftlichen Engagement. Nicht umsonst gibt es in den acht Ortschaften mit insgesamt 10 Ortsteilen – die im Zuge der freiwilligen Phase der Gemeindegebietsreform in Sachsen-Anhalt zum 1. Juli 2009 fusionierten – diverse Sportanlagen/-einrichtungen inklusive der dafür benötigten Räumlichkeiten (Umkleiden, Sanitäranlagen etc.). Grundsätzlich wird der Zustand der weitüberwiegenden Mehrzahl an Sportanlagen von der zuständigen Fachverwaltung als gut eingestuft auch wenn der dauerhafte Erhalt dieses Zustands und damit die langfristige Nutzbarkeit aus fiskalisch-haushalterischer Sicht eine Herausforderung darstellt.
Beschreibung der Maßnahme
Die Sanierungsmaßnahme umfasste den grundhaften Austausch einer zwanzig Jahre alten Kunstrasenanlage. Da derartige Anlagen normalerweise eine Lebensdauer von maximal fünfzehn Jahren haben, wies die alte Anlage hohe Verschleiserscheinungen auf. Abgenutzte alte Kunstrasenbeläge können gesundheitliche Beeinträchtigungen für die Nutzenden erhöhen – sei es durch die schädlichen Auswirkungen eines steigenden Mikroplastik-Abriebs oder durch die steigende Wärmeabstrahlung infolge von Materialermüdung sowie eine steigende Geruchsbelästigung im Sommer.

Neuer Kunstrasenplatz auf dem Sportcampus Sandersdorf, Zustand 2021. Foto: Deutsches Institut für Urbanistik gGmbH, 2022.
Vor diesem Hintergrund entschied sich die Stadt – nicht zuletzt auch aufgrund entsprechender Anregungen der nutzenden Vereine – für den kompletten Austausch der Kunstrasenanlage. Die neue Anlage leistet gegenüber der Vorgänger-Anlage einen maßgeblichen Beitrag zur Ressourcenschonung, so muss Kunstrasen nicht gewässert und gedüngt werden. Dies ist für Sandersdorf-Brehna in Zeiten, in denen die Stadt schon heute die Grundwasserentnahme für Privathaushalte aufgrund der hitzebedingten Wasserknappheit einschränken muss, besonders wichtig. – Außerdem benötigt die jetzt gewählte Kunstrasen-Variante anders als die Vorgänger-Version keine 80 Tonnen Spezialsand pro Jahr, um damit den Untergrund zu stabilisieren und eine möglichst naturnahe Bespielung des Platzes zu ermöglichen. Auch eine wöchentliche Mähung der Fläche wird verzichtbar. Der Unterhalt der Kunstrasenfläche lässt sich mit deutlich geringerem Personalaufwand darstellen.
Die Maßnahme leistet einen Beitrag zur Ausweitung der Nutzungsmöglichkeiten des Sportplatzes, da Kunstrasenplätze – im Gegensatz zu Naturrasenplätzen – grundsätzlich ganzjährig und bei allen Wetterbedingungen bespielbar sind. Auf diese Weise kann der Platz weiter von den umliegenden Schulen und Kindertageseinrichtungen sowie den Vereinen genutzt werden. Dies leistet einen weiteren Beitrag zur Steigerung der Attraktivität des Sportstandorts, der seit jeher durch einen hohen Vereinsbindungsgrad geprägt wird.
Meilensteine
- 2018: Entwicklung der Idee zur Sanierungsmaßnahme und Bedarfsanmeldung
- 2018: Einholung von Angeboten zur Kostenschätzung (Aktualisierung: 2020)
- 2020: Beantragung und Bewilligung der Maßnahme im Rahmen des Investitionspaktes Sportstätten
- 2021: Übertragung der Fördermittel in das Haushaltsjahr 2021 und Sicherung der Kofinanzierung
- 2021: Ausschreibung der Sanierungsmaßnahme im Rahmen eines Vergabeverfahrens – Eingang von fünf Angeboten
- 2021: Konzertierte Durchführung der Sanierungsmaßnahme
Gute Praxis – Einbettung der Maßnahme in ein energetisches Gesamtkonzept
Um das Sport- und Freizeitzentrum in Sandersdorf-Brehna weiterzuentwickeln und unter energetischen Gesichtspunkten sanieren zu können, hat die Stadt mit den Stadtwerken Bitterfeld Wolfen GmbH in den Jahren 2016 bis 2019 ein integriertes Quartierskonzept zur energetischen Sanierung entwickelt. Dieses soll eine Vorreiterrolle hinsichtlich der Reduzierung des Energieverbrauchs erfüllen. Zudem soll es dazu beitragen, Umweltwirkungen städtischer Klimaschutzstrategien zu untersuchen. Danach sollen Ersatzinvestitionen in den Bestand nach sozialen, ökologischen und betriebswirtschaftlichen Aspekten erfolgen. Zudem wird eine Dezentralisierung der Energieversorgung zur Vermeidung von Transport- und Umwandlungskosten angestrebt. Auf diese Weise soll mit dem energetischen Quartierskonzept für den Stadtteil „Sandersdorf-Ortskern“ einschließlich des Sportzentrums Sandersdorf-Brehna der CO2-Ausstoß insgesamt und nachhaltig um mindestens 50 % reduziert werden. Daneben sollen die Energiekosten um mindestens 25 % gesenkt und der Wärmeschutz aller Gebäude im Quartier überprüft werden.
Dieses Konzept wurde durch das Land Sachsen-Anhalt mit einem Preisgeld von 10.000 Euro ausgezeichnet und der Standort gilt als Vorzeigestandort für das gesamte Land. Zusammengefasst soll die energetische Sanierung der Sportstätten durch eine Erhöhung der Energieeffizienz und einen effektiven Ressourceneinsatz, eine Stabilisierung bzw. Senkung der Betriebskosten sowie die Einbeziehung ohnehin erforderlicher Sanierungs- und Gestaltungsmaßnahmen realisiert werden. Dazu konnte bereits im Jahr 2020 aus Mitteln der Nationalen Klimaschutzinitiative (NKI) die Flutlichtanlage auf eine energiesparende LED-Beleuchtung umgestellt werden. Die grundhafte Erneuerung des Kunstrasenplatzes des Sport- und Freizeitzentrums bettet sich in den das energetische Quartierskonzept aus dem Jahr 2019 ein.
Die Einbettung in ein bereits zuvor bestehendes Energiequartierskonzept hat einen wesentlichen Beitrag dazu geleistet, die Sanierungsmaßnahme zielgerichtet vorzubereiten, zu planen und über das Städtebauförderprogramm „Investitionspakt Sportstätten“ abzuwickeln. Mit dem Konzept waren die übergeordneten Ziele und Leitplanken für die grundhafte Erneuerung des Kunstrasenplatzes bereits vorgegeben woraus Anforderungen an die praktische Umsetzung frühzeitig an die bauausführenden Firmen kommuniziert und zum Gegenstand des entsprechenden Vergabeverfahrens gemacht werden konnten.
Lernerfahrungen
Die Abstimmung zwischen den ansässigen Sportvereinen und der Stadt zur Nutzung der Sportanlagen funktioniert gut. Da Politik und Verwaltung in Sandersdorf-Brehna im Sportangebot einen wichtigen Standortfaktor für die Attraktivität der Stadt sehen und deshalb die Förderung des Breitensports explizit als Handlungsstrategie im Integrierten Gemeindeentwicklungskonzept 2030 benannt wird, dürfen ansässige Vereine die Sportanlagen weitgehend kostenfrei nutzen. Eine grundsätzliche Herausforderung für die Stadt stellt hingegen der Umstand dar, dass die Vereine keine nennenswerten Eigenanteile zur Instandhaltung und Sanierung bestehender Anlagen aufbringen können. Dabei geht es vor allem um die Instandhaltung bzw. Instandsetzung sowie den bedarfsgerechten Umbau und die Erweiterung einzelner Sportbereiche (Plätze, Gebäude, Anlagen, Erreichbarkeit, Erschließung) für unterschiedliche Nutzergruppen, aber auch um die weitere Verbesserung bzw. Sicherung bestehender Freizeitaktivitäten und die Deckung von Trainings- und Spielbedarfen.
Die Abwicklung der Sanierungsmaßnahme erfolgte aufgrund der konzeptionellen Vorarbeiten weitgehend reibungslos und war im Integrierten Gemeindeentwicklungskonzept 2030 mit einer besonderen Priorität durch Politik und Verwaltung versehen. Die „kurzen Wege“ innerhalb der Stadtverwaltung von Sandersdorf-Brehna haben die Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Fachzuständigen deutlich erleichtert.
Da der Vorschlag zur grundhaften Erneuerung des Kunstrasenplatzes des Sportzentrums ganz wesentlich aus dem ortsansässigen Verein SG Union Sandersdorf vorgebracht und unterstützt wurde, erwies sich auch die Zusammenarbeit mit den Nutzergruppen der Sportstätte als unproblematisch. Während der Umbauphase wurde ein Naturrasenplatz des Sportzentrums zur Verfügung gestellt. Zudem wurde die Maßnahme zum größten Teil in der Sommerpause abgewickelt.
Fazit
Mit der Erneuerung des Kunstrasenplatzes des Sportforums hat die Stadt Sandersdorf-Brehna gezeigt, wie sich mit solchen Investitionsmaßnahmen ein Beitrag zum kommunalen Klima- und Ressourcenschutz leisten lässt. Denn bei dem neuen Kunstrasen handelt es sich um ein Produkt, das weitgehend reyclingfähig ist und außerdem einen deutlich geringeren Mikroplastik-Abrieb bei der Nutzung erzeugt. Damit leistet die Anlage auch einen ganz wesentlichen Beitrag zum Gesundheitsschutz der Nutzerinnen und Nutzer. Die Einbettung der Maßnahme in eine energetische Gesamtkonzeption für das Quartier steht dabei beispielhaft für eine strategische und langfristig angelegte Entwicklung und Aufwertung eines Stadtteils, für die unterschiedliche Förderprogramme, wie die Nationale Klimaschutzinitiative (NKI), das Städtebauförderprogramm „Stadtumbau“ und der Investitionspakt Sportstätten, genutzt wurden und werden.

Hinweis auf weitere Klimaschutzmaßnahmen im Bereich des Sportzentrums. Foto: Deutsches Institut für Urbanistik gGmbH, 2022.
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