Praxisbeispiel | Brandenburg an der Havel

Sanierung Sporthalle Wilhelm-Busch-Grundschule

Die Maßnahme „Sanierung Sporthalle Wilhelm-Busch-Grundschule“ in Brandenburg an der Havel ist in die Städtebauförderkulisse „Soziale Stadt“ des Stadtteils Hohenstücken eingebettet. Hohenstücken ist in den 1970/1980er Jahren als großes Neubaugebiet errichtet worden und steht seit 1990 vor großen Herausforderungen.

Sanierung Sporthalle Wilhelm-Busch-Grundschule
Bundesland
Brandenburg
Bevölkerungszahl
72.184 (Brandenburg an der Havel)
Gebietsgröße
890 ha (Hohenstücken)
Bundesfinanzhilfen
583.500 Euro
Gebietstypus
Städtischer Bereich
Laufzeit
2021-2022
Schwerpunkte

Energetische Sanierung, sozialer Zusammenhalt, Stärkung des Quartiers

Instrumente

Fachbereichsübergreifende Zusammenarbeit, Integration von Nutzenden

Die Maßnahme „Sanierung Sporthalle Wilhelm-Busch-Grundschule“ ist in die Städtebauförderkulisse „Sozialer Zusammenhalt“ des Stadtteils Hohenstücken eingebettet. Hohenstücken ist in den 1970/1980er Jahren als Neubaugebiet errichtet worden und steht seit 1990 vor großen Herausforderungen: aufgrund eines überdurchschnittlichen Bevölkerungsrückgangs um 30 Prozent seit 1990 sind Stadtumbaumaßnahmen erforderlich. Vor diesem Hintergrund tragen Sporthallen, wie die geförderte Maßnahme, dazu bei, die Attraktivität des Stadtteils erhalten. Die Ziele der aus Mitteln des Investitionspakts Sportstätten finanzierten Maßnahme sind die Funktion der Sporthalle als Ort der Begegnung zu erhalten und die Sportmöglichkeiten – sowohl für die benachbarte Grundschule als auch die Nachbarschaft und verschiedene Sportvereine – auszubauen. Schwerpunkt der Maßnahme ist die energetische Sanierung.

Kontext

Das Fördergebiet Hohenstücken befindet sich am Stadtrand und ist ein wichtiger, aber sozialstrukturell benachteiligter Wohnstandort. Die städtebauliche Struktur ist durch mehrgeschossige Wohnbebauung aus DDR-Zeiten gekennzeichnet. Das Gebiet ist von vielen Grünanlagen geprägt, welche als Kommunikations- und Begegnungsorte im Quartier dienen. Das Stadtteilzentrum mit dem Bürgerhaus „Hohenstücken“ prägt den Stadtteil. Das im Bürgerhaus angebotene Programm ist Ausdruck des sozialen Engagements. Denn Hohenstücken erfüllt eine besondere soziale Integrationsfunktion, da das Quartier über einen vergleichsweise sehr hohen Anteil Nichtdeutscher Bevölkerungsgruppen verfügt (15,4 %, Stand 2020). Der Stadtteil ist zudem ein räumlicher Schwerpunkt des Stadtumbaus und Teil des Förderprogramms „Sozialer Zusammenhalt“.

Die in den 1970er Jahren erbaute Sporthalle, die als städtebauliche Maßnahme aus Mitteln des Investitionspakts Sportstätten finanziert wird, befindet sich in direkter Nachbarschaft der Wilhelm-Busch-Grundschule, und wird durch eine Sportfreifläche ergänzt. Die Sportstätte wird von der angrenzenden Schule, von verschiedenen Vereinen (z.B. Tischtennisverein, SV Makkabi – Brandenburg e.V.), Sportgruppen und Kindetagesreinrichtungen genutzt. Durch diese verschiedenen Nutzergruppen hat die Sporthalle eine wichtige Funktion im Quartier als Ort der gesellschaftlichen Begegnung und des Zusammenhalts. Die Investition in die Grundsanierung und den Erhalt der Sporthalle sichert die zentrale Sportinfrastruktur auch nach dem Rückbau.

Beschreibung der Maßnahme

Trotz der Wanderungsverluste des Stadtteils bestehen Engpässe in der sportlichen Versorgung, da die Hallenkapazitäten in der Stadt nicht ausreichend sind. Auch die Wilhelm-Busch-Grundschule ist hiervon betroffen. Durch die Sanierung und den Erhalt der Halle können die Kapazitäten im Quartier zukünftig gedeckt werden. Ziel der Maßnahme ist der Erhalt der Sporthalle durch eine Komplettsanierung. Damit geht einher, dass das Sportangebot stabilisiert und ein breiteres Angebot für Schulen, Kitas, Vereine und Sportgruppen ermöglicht wird. Die Sanierung umfasst die Erneuerung der Gebäudetechnik (Heizungs-, Elektro- und Lichtanlagen, Außendämmung), die Erneuerung des Hallenbodens inkl. Installation einer Fußbodenheizung und den Innenausbau (Prallschutz, Akustikbekleidung).

Ergänzend zur Hallensanierung will die Stadt den Sportplatz vor der Halle sanieren, um den noch bestehenden Engpässen – z. B. in Gestalt fehlender Umkleidekabinen und Sanitäranlagen auf dem Sportplatz – zu begegnen.

Handlungsgrundlage für die Sanierungsmaßnahme ist das Integrierte Stadtentwicklungskonzept (INSEK) der Stadt (Stand 2018), das die Sportentwicklung berücksichtigt und eine Fortschreibung des Masterplans/INSEK 2011 ist. Weitere Planungsgrundlagen der Maßnahme bilden die Stadtumbau-Strategie und das Verstetigungskonzept „Soziale Stadt Hohenstücken“.

Bildergalerie mit Zustand vor der Sanierung

Meilensteine

Stand: Oktober 2021

  • Seit 2002: Partizipation am Bund-Länder-Programm „Stadtumbau“ der Städtebauförderung, die Förderkulisse umfasst die Stadtteile Hohenstücken, Kernstadt und Nord
  • Seit 2002: Aufnahme des Stadtteils Hohenstücken in das „Soziale Stadt“-Programm der Städtebauförderung
  • 2006: Sportentwicklungsplanung
  • 2014: Verstetigungskonzept „Soziale Stadt Hohenstücken“, Fortschreibung 2021
  • 2017: Integrationskonzept der Stadt Brandenburg
  • 2018: Fortschreibung der Stadtumbaustrategie der Stadt Brandenburg
  • 2018: Beschluss des fortgeschriebenen INSEK 2018: Integriertes Stadtentwicklungskonzept der Stadt Brandenburg
  • 2020: Förderbescheid über die Förderung der Sanierung der Sporthalle Wilhelm-Busch-Grundschule
  • 2020-2021: Erarbeitung einer Sportstättenstatistik und eines Sportstättenkatasters für die Stadt Brandenburg
  • 2021: Beauftragung und Anfertigung einer Sportentwicklungsplanung der Stadt Brandenburg inkl. Umfrage zum Sport- und Bewegungsverhalten der Bür-ger*innen sowie der Sportvereine Brandenburgs an der Havel

Gute Praxis – Energetische Sanierung

Zurzeit – Stand Energieausweise 2020 – liegt der Primärenergieverbrauch der Sporthalle bei 174,1 kWh/(m²a). Mit der Sanierung wird deswegen eine Senkung des Energieverbrauchs angestrebt. Zur Verringerung des Heizenergieverbrauchs werden folgende Maßnahmen umgesetzt: Die Außenwände werden mit einem Wärmedämmverbundsystem bekleidet. Die aus der Errichterzeit (1970er Jahre) stammenden Gebläsekonvektoren werden gegen eine Fußbodenheizung ausgetauscht. Die Warmwasserbereitung wird auf ein dezentrales System umgestellt. Der frei werdende Heizkreis wird genutzt, um die Wärme in Sporthalle und Sozialtrakt, die unterschiedliche Temperaturanforderungen haben, getrennt voneinander und zielgerichtet zu regeln.

Außerdem wird die Hausanschluss-Station um eine fehlende Wärmedämmung ergänzt. Nicht zuletzt werden zur Stromeinsparung in der Halle ausschließlich LED Leuchtmittel verwendet und die Beleuchtung soll präsenz- und tageslichtabhängig gesteuert werden. Um den Wasserverbrauch zu senken, werden die Anschlüsse an Warm- und Kaltwasser der Reihenwaschanlagen erneuert. Die Sanierung der Sportstätten soll zur Minimierung des Energieverbrauchs für Strom, Heizung und Warmwasser beitragen und leistet einen Beitrag zur Ressourcenschonung und zur Senkung des CO2-Ausstoßes.

Lernerfahrungen

In Brandenburg an der Havel gelang es in Kooperation mit einem auf Sportstättensanierung spezialisierten Planungsbüro und durch Einsatz von kommunalen Eigenmitteln, innerhalb von sechs Wochen die Entwurfsplanung vorzunehmen und so die Bewerbung auf das Programm „Investitionspakt Sportstätten“ fristgerecht einzureichen. Zentraler Erfolgsfaktor war auch die fachbereichsübergreifende Zusammenarbeit von Vertreterinnen und Vertretern der verschiedenen Ämter der Stadt, so waren an der Planung und Umsetzung der Maßnahme beispielsweise folgende Ämter und Fachbereiche beteiligt: Stadtentwicklung (zuständig für die integrierte Entwicklung, Fördergebietskulisse), Fachbereich Organisation, Personal, Schule und Sport (Fördermittelantragstellung und -koordination), zentrales Gebäude- und Liegenschaftsmanagement (zuständig für elektrische Anlagen, Beleuchtung), Hochbau (zuständig für u.a. die energetische Sanierung) sowie der Technische Bereich und die Schulverwaltung.

Die Planungen zur Sanierung der Sporthalle und die entsprechende Umsetzung erfolgten in enger Zusammenarbeit zwischen öffentlichen Akteuren aus Politik und Verwaltung sowie den Nutzenden vor Ort. Die Nutzerinnen und Nutzer der Sporthalle wurden, in Kooperation mit dem Stadtsportbund, in die Planungen einbezogen und mittels regelmäßig stattfindender Gespräche und Vor-Ort-Begehungen über die Planungen und den Baufortschritt informiert. Durch diese Form der Beteiligung konnten die unterschiedlichen Interessen und Bedarfe berücksichtigt werden. So wurde insbesondere mit der Wilhelm-Busch-Grundschule ein bedarfsorientiertes Konzept für die Hallennutzung erarbeitet. Durch die vorausschauenden Planungen der Stadt unter Einbeziehung aller involvierten Akteure konnte so auch ein Konzept zur Bereitstellung von Ausweichstandorten während der Sanierungszeit erarbeitet werden, um allzu große Beeinträchtigungen im Schul- und Vereinssport im Stadtteil zu vermeiden.

Das Bild zeigt die Innenansicht einer Schulsporthalle in Brandenburg an der Havel. Der Boden besteht aus Holz und enthält farbige Spielfeldmarkierungen. An der rechten Wand befindet sich ein Basketballkorb sowie eine blaue Gymnastikmatte. An der kurzen Hallenseite befindet sich ein Tor, an dessen Seiten sich mit Holz verkleidete Heizkörper befinden. Über dem Tor befinden sich Fenster.

Innenansicht der Sporthalle vor der Sanierung

Fazit

Die Maßnahme verdeutlicht die Relevanz des Erhalts von Sportstätten für diesen Stadtteil mit seinen besonderen Integrationsherausforderungen. In dem vom Rückbau geprägten Quartier Hohenstücken will die Stadt die Sanierung der Sporthalle als Zeichen an die Bevölkerung verstanden wissen, das Quartier und dessen Versorgungsfunktion zu erhalten und zu stabilisieren. Durch die Sanierung der Sporthalle bleiben kurze Wege zur Ausübung von sportlichen Aktivitäten gewährleistet. Aufgrund der spezifischen Mitgliederstruktur der Vereine, die die Sporthalle nutzen, leistete die Sporthalle auch einen Beitrag zur Community-Bildung und Integration der russischstämmigen und jüdischen Gemeinde.

Autor
Difu
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