Praxisbeispiel | Nürnberg

Sanierung und Erweiterung Skateanlage Münchener Straße

Im südöstlichen Bezirk Dutzendteich befindet sich an der Münchener Straße eine der fünf städtischen Skateanlagen Nürnbergs. Durch die Sanierung und Erweiterung der Skateanlage Münchener Straße will die Stadt ein Angebot sich ergänzender Skateanlagen schaffen und bindet Nutzerinnen und Nutzer dafür auf besondere Weise ein.

Skateranlage Münchener Straße in Nürnberg
Bundesland
Bayern
Bevölkerungszahl
515.543 (Nürnberg, Stand 2020)
Gebietsgröße
186,44 km² (Nürnberg)
Bundesfinanzhilfen
862.000 €
Gebietstypus
Städtischer Bereich
Laufzeit
2020-2022
Schwerpunkte

Partizipation von Kindern und
Jugendlichen, Stärkung des Quartiers

Instrumente

Fachbereichsübergreifende Zusammenarbeit, Integration von Nutzenden

Auf dem Dutzendteichgelände befindet sich eine von sechs städtischen Skateanlagen. Durch zunehmende Verdichtungsprozesse wächst der Nutzungsdruck auf die bestehende Skateanlage, da neue Flächen für Anlagen in ähnlich großem Maßstab nicht bereitgestellt werden können. Durch die Sanierung und Erweiterung der Skateanlage Münchener Straße wird eine Ergänzung zu den anderen Skateanlagen geschaffen. Mit der Sanierungsmaßnahme begegnet die Stadt der wachsenden Nachfrage und reagiert auf Veränderungsprozesse im städtischen Umfeld der Skateanlage.

Kontext

Die Skateanlage befindet sich im Einzugsbereich verschiedener städtebaulicher Entwicklungsbereiche im Südosten der Stadt, insbesondere zum Stadterneuerungsgebiet Langwasser. Dieses Quartier wurde 2016 in das Bund-Länder-Programm „Soziale Stadt“ aufgenommen und 2019 um den Bereich Neuselsbrunn erweitert. Der Stadtteil Langwasser ist eine der größten nachkriegsmodernen Siedlungen und hat, wie für viele Siedlungen der 1960er und 1970er Jahren typisch, mit Imageproblemen, Sanierungsstau und den Auswirkungen des demographischen Wandels zu kämpfen.

Die Skateanlage liegt am Rand des denkmalgeschützten Volkspark Dutzendteich. Auf und um das geschichtsträchtige Gelände konzentrieren sich wesentliche Kultur- und Freizeitangebote, weswegen der Standort eine stadtweite Bedeutung und (inter)nationaler Bekanntheit hat. Die Skateanlage Münchener Straße gilt als wichtiges Element der urban geprägten Parkanlage und sie ergänzt das Sportangebot auf dem Gelände. In der Nähe entsteht das neue Stadtquartier „Lichtenreuth“, was u.a. Standort der neuen Technischen Universität des Freistaats Bayern sein wird.

Die Skateanlage ist über verschiedene Haltestellen gut an den ÖPNV angebunden.

Beschreibung der Maßnahme

Ziel der Maßnahme ist die Sanierung und Erweiterung der Skateanlage Münchener Straße. Die aus den 1990er Jahren stammende Einrichtung entspricht als Asphaltanlage mit Holz-Stahl-Elementen nicht mehr dem „State-of-the-Art“, erweist sich im Unterhalt als problematisch und birgt durch Kanten Gefahren für die Nutzenden. Die Sanierung ermöglicht die Anpassung an den modernen technischen Standard.

Skateanlagen gelten in Nürnberg als Spiel- und Aktionsflächen, die wohnungsnah installiert werden, aber eine stadtweite Anziehungskraft entfalten. Als eine der größten Skateanlagen ist der Nutzungsdruck auf die Skateanlage Münchener Straße groß und verstärkt sich durch den seit einigen Jahren zu beobachtende Skatingboom. Da es keine Potenzialflächen für neue Skateanlagen gibt, rückt die bestehende Skateanlage in den Fokus. Sie soll so saniert werden, dass sie bestehende andere Skateanlagen ergänzt.

Das Vorhaben ist im räumlichen Stadtteilentwicklungskonzept „INSEK – Nürnberg Südost“ aufgeführt und somit in eine übergeordnete Gesamtstrategie eingebunden. Mit der Sanierung und Erweiterung der Skateanlage werden die übergeordnete Ziele des Stadtteilentwicklungskonzepts erreicht, wie die Qualifikation von Freiräumen und die Weiterentwicklung vielfältiger Bewegungsräume.

Bildergalerie mit Zustand vor der Sanierung

Meilensteine

Stand: Dezember 2021

  • 2015: Integriertes Stadtteilentwicklungskonzept „Nürnberg Südost. Vernetzen!“
  • 2018/2019: 2018/2019: Fachbereichsübergreifende Abwägung und Priorisierung möglicher Projekte und Bedarfe und Priorisierung der Sanierung der Skateanlage Münchener Straße, Feststellung der Sanierungsbedarfe, Anmeldung der Maßnahme im Haushalt
  • 2019/2020: Grundlagenermittlung, Vorentwurf inklusive eines partizipativen Prozesses zur Einbeziehung der Nutzenden
  • 2020: Förderzusage durch den Freistaat Bayern
  • 2020/2021: Start der Baugenehmigungsverfahren und Ausschreibungen
  • 2022: Umsetzung

Gute Praxis – Nutzerpartizipation

In Nürnberg ist es gesetzlich verankert und pädagogisches Ziel, bei allen Neugestaltungen öffentlich zugänglicher Spiel- und Aktionsflächen Kinder und Jugendliche zu beteiligen. Dies gilt umso mehr für Skateanlagen, die spezifisches Fachwissen hinsichtlich Ausgestaltung und Materialwahl erfordern. Durch die Beteiligung von Jugendlichen kann Planungswissen und Skateexpertise zusammengebracht werden und die Jugendlichen übernehmen die Rolle von Expertinnen und Experten für Skatingwissen. Durch diese Form der Partizipation und Kooperation werden die Planungen an den Wünschen der Jugendlichen hinsichtlich der Funktionalitäten der Anlagen optimal ausgerichtet. Die Beteiligung von Jugendlichen ist zudem wichtig, da Skateanlagen aus Sicht der Stadt auch jugendkulturelle Treffpunkte im öffentlichen Raum sind.

Die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen bei der Planung und Gestaltung der Skateanlage erfolgte in Zusammenarbeit mit dem Planungsbüro LandSkate, dem Jugendamt und dem Servicebetrieb Öffentlicher Raum (SÖR). Das Planungsbüro hat dabei den Beteiligungsprozess mit Unterstützung des Jugendamtes organisiert und durchgeführt. In einem ersten Beteiligungsschritt wurde es den Jugendlichen an einem neutralen Ort ermöglicht, Wünsche, Bedarfe und mögliche Sorgen in Bezug auf die Sanierung und Erweiterung der betreffenden Skateanlage selbstständig festzuhalten. Die Skaterinnen und Skater ließen dabei auch Erfahrungen von Referenzanlagen einfließen. Im Dialog konnten die vielen Vorschläge der Jugendlichen zu einem einvernehmlichen Plan verdichtet werden. Die Planungen wurden dann auf Basis dieser kommunizierten Wünsche vorgenommen. Die zweite Stufe des Verfahrens sah vor, den beteiligten Nutzerinnen und Nutzer den Vorentwurf vorzustellen, zu erklären und rückzukoppeln.

Für die Teilnahme an der Beteiligung wurden explizit Skaterinnen und Skater sowie Scootinnen und Scooter durch verschiedene Medien (u.a. Flyer, Plakate, Pressemitteilungen) angesprochen. Zudem verfügt die Stadt über einen Verteiler, um Jugendliche zu adressieren und einzuladen. Zudem vergrößert das Partizipationsprojekt „laut!“ der Stadt Nürnberg die Reichweite. Als besonders positiv in der Zusammenarbeit mit den Skaterinnen und Skatern erwies sich, dass diese in sehr stabilen und festen Gruppierungen agieren und über anerkannte Sprecher, die die Gruppe bei Bedarf repräsentieren, verfügen. Dieses Stellvertretersystem hat es ermöglicht, dass auch die zweite Beteiligung von Nutzerinnen und Nutzern unter pandemischen Bedingungen inklusive Kontaktbeschränkungen durchgeführt werden konnte. So konnte der Vorentwurf mit stellvertretend agiernden Jugendliche, die das Votum der Gruppe mitbrachten, vor Ort rückgekoppelt werden. Die Kinder und Jugendlichen durften auch im Rahmen dieser städtebaulichen Maßnahme Empfehlungen für Planungsbüros aussprechen – eine Verfahrensweise die sich für dieses Vorhaben als gewinnbringend erwiesen hat

Lernerfahrungen

In Nürnberg gelang es durch die fachbereichsübergreifende Zusammenarbeit sowie die gelungene Kooperation mit den Nutzerinnen und Nutzern, eine bedarfsgerechte Anlage zu planen und zu gestalten. Zentraler Erfolgsfaktor dabei war die stadtinterne Kommunikation, die weit vor Maßnahmenbeginn durch eine Strategie sowie eine definierte Kommunikationsstruktur aufgesetzt wurde. Bei der Umsetzung der Maßnahme waren verschiedene Stellen involviert, die zum Gelingen beigetragen haben: darunter vorrangig das Stadtplanungsamt (Förderung der Maßnahme und Betreuung der beteiligten Dienststellen), der Servicebetrieb Öffentlicher Raum (Umsetzung der Maßnahme und Unterhalt der Anlage,) sowie das Jugendamt (Bedarfsträger der Anlage, Beteiligung von Nutzerinnen und Nutzern) und der SportService.

Verschiedenen Herausforderungen konnte durch die intensive Kooperation begegnet werden. So war das Umweltamt mit Blick auf sämtliche Naturschutzbelange involviert, da sich die Anlage im Außenbereich befindet. Dies betraf beispielsweise die Neuversiegelung der Flächen im Außenbereich und die Prüfung der geplanten Beleuchtungsanlage. Ein besonderer Konflikt ergab sich durch die Vorgabe im Bayerischen Naturschutzgesetz, künstliche Beleuchtungen im Außenbereich zu vermeiden – diese sind jedoch für die Skateanlage zwingend notwendig. Um die Beleuchtungsanlage so zu planen, dass sie den Auflagen entspricht, wird ein externer Sachverständiger hinzugezogen.

Von dem SportServices der Stadt wurde der Impuls aufgegriffen, die Anlage wettkampforientiert auszugestalten, um sie für überregionale Skateveranstaltungen nutzen zu können. Dadurch ergibt sich ein zusätzlicher Mehrwert und Ausstrahleffekt für die Stadt und das betreffende Quartier.

Die Baumaßnahmen im Außenbereich haben den Organisationsaufwand erhöht und für finanzielle Mehrbelastungen gesorgt. Angesichts dessen hat die hohe Förderquote der städtebaulichen Maßnahme die Umsetzung auch in der Haushaltsnotlage ermöglicht.

Das Bild zeigt eine Half Pipe mit Unteransicht. Auf der Half Pipe befinden sich bunte Graffitis. Der Boden unter der Half Pipe ist asphaltiert. Im Hintergrund befindet sich ein Grünstreifen mit Bäumen.

Half Pipe Skateanlage Nürnberg mit Graffiti, 2021

Fazit

Die Maßnahme verdeutlicht die Praxis der Beteiligung von Kindern und Jugendlichen und den daraus entstehenden Mehrwert: Kompetenzen werden gewinnbringend gebündelt und das Vorhaben wird bedarfsorientiert umgesetzt. Voraussetzung ist die Partizipation von Jugendlichen auf Augenhöhe.

Autor
Difu
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