Praxisbeispiel | Heidelberg

Sanierung und Umbau einer denkmalgeschützten Halle zu einer Beachhalle

Im Stadtteil Rohrbach entwickelt Heidelberg eine Konversionsfläche zu einem „Wohnquartier mit grünem Herz“. Bestandteil der Entwicklungen ist eine denkmalgeschützte Halle. Im Rahmen des städtebaulichen Vorhabens soll die Halle für verschiedene Beachsportarten nutzbar gemacht werden und ein Sportangebot schaffen, dass vom Vereinssport unabhängig zugänglich ist.

Das Bild zeigt eine Satteldachkonstruktion, d.h. ein Dach, das sich zwiebelförmig nach oben zuspitzt. An der linken Seite befinden sich bodentiefe Sprossenfenster. Auf der gegenüberliegenden Seite bietet eine Wand mit kleineren Fenstern im oberen Teil Platz für Sprossenwände. Die Halle hat einen Boden in Holzoptik.
Bundesland
Baden-Württemberg
Bevölkerungszahl
119 (Rohrbach-Süd, Stand 2020)
Gebietsgröße
102,3 ha (Rohrbach-Süd)
Bundesfinanzhilfen
333.333 €
Gebietstypus
Städtischer Bereich
Laufzeit
2021-2022
Schwerpunkte

Denkmalschutz, Multifunktionalität, Senkung des Energieverbrauchs

Instrumente

Mobile nachträgliche Bauten, Konversionskonzept

Kontext

Die Halle befindet sich auf dem ehemaligen Gelände des Militärkrankenhauses der US-Truppen im Süden Heidelbergs. Die rund neun Hektar große Konversionsfläche „US Hospital – Wohnquartier mit grünem Herz“ im Stadtteil Rohrbach wird derzeit städtebaulich entwickelt. Bis 2025 sollen rund 600 Wohnungen entstehen. Das Quartier ist nicht nur durch Neubau geprägt, sondern umfasst neben der Halle auch ein denkmalgeschütztes Theater, das ebenfalls saniert wird.

Das gesamte Gelände soll „autoarm“ entwickelt werden. Dennoch ist die Halle gut mit dem Auto zu erreichen, Stellplätze sollen in einem nahegelegenen Parkhaus-Neubau zu Verfügung gestellt werden. Im Rahmen der städtebaulichen Entwicklungen soll die bereits gute ÖPNV-Erreichbarkeit weiter ausgebaut und eine gute Radanbindung gewährleistet werden.

Angrenzend an das Konversionsgebiet befindet sich das Gebiet „Rohrbach-Hasenleiser“, das Teil des Förderprogramms „Sozialer Zusammenhalt“ ist. Das Integrierte Handlungskonzept Rohrbach-Hasenleiser (2018) sieht die räumliche und soziale Verbindung zwischen Hasenleiser und der Konversionsfläche vor. Die Beachhalle kann als soziale Infrastruktur und Ort des Zusammentreffens einen Beitrag dazu leisten.

Denkmalgeschützte Halle auf dem Konversionsstandort „US Hospital“ Heidelberg

Beschreibung der Maßnahme

Bei der Halle handelt es sich um ein unter Denkmalschutz stehendes Gebäude aus dem Jahr 1930. Sie war lange im Besitz der US-Streitkräfte. Seit deren Abzug aus Heidelberg im Jahr 2012 steht die Halle leer.

Das Gebäude besteht aus einer eingeschossigen Halle aus Mauerwerksbau mit dazwischenliegenden Holzsprossenfenstern. Zum besonderen Status als denkmalgeschütztes Bauwerk trägt zudem die Satteldachkonstruktion bei, die in Holzbinderkonstruktion und aus Naturschiefer mit raumseitiger Holzverschachtelung gebaut wurde. Die Fenster weisen einen erhaltenswerten Zustand auf und können im Zuge der Sanierungsmaßnahmen restauriert werden. Auch das Dach befindet sich in einem sanierungsbedürftigen Zustand: Es ist nicht gedämmt und an einigen Stellen undicht. Die Innenarchitektur muss auf Grund des schlechten Zustandes bis auf den Rohzustand zurück- und wieder neu aufgebaut werden. Das betrifft Duschen, Umkleiden und WCs sowie die haustechnischen Anlagen.

Die Sanierungs- und Umbaumaßnahmen sehen vor, dem Gebäude eine neue Nutzung als Beachvolleyballhalle unter Berücksichtigung der Auflagen zum Denkmalschutz zuzuführen. Die Stadt verfolgt das bauliche Ziel, die Halle zu erhalten aus sportfachlicher Sicht soll ein Angebot geschaffen werden, das einmalig in Heidelberg sowie im Rhein-Neckar-Kreis sein wird. Die Halle soll sowohl interessierten Vereinen als auch Schulen zur Verfügung stehen.

Die Maßnahme ist in die städtebauliche Entwicklung des „Wohnquartier im ehemaligen US Hospital“ eingebettet und leistet einen Beitrag zur sozialen Infrastruktur im neuen, aber auch im bestehenden Quartier Hasenleiser. Die Leitlinien zur Konversion der Stadt Heidelberg beinhalten sowohl das Vorhaben zur Quartiersentwicklung als auch den Nutzungserhalt der Sporthalle. Im Rahmen der Konversionsplanungen erfolgte eine breite Öffentlichkeitsbeteiligung.

Meilensteine

Gute Praxis - Sanierung und Umbau unter Auflagen des Denkmalschutzes

Den Auflagen des Denkmalschutzes wird durch mobile nachträgliche Einbauten begegnet: Zweckdienliche Folgeeinrichtungen wie Umkleideräume, Duschen und eine Bar sollen in ausrangierten Seefrachtcontainern untergebracht werden, die auf einer Seite der Halle platziert werden. Diese Bauten gewährleisten einen Umbau der Sporthalle im Sinne der Denkmalschutzauflagen, da sie bei Bedarf wieder entnommen werden könnten.

Die Hallengröße reicht aus für drei bis vier Beachfelder. Der Sandboden (ca. 35 cm Füllhöhe) kann auf den vorhandenen Stabparkett-Sportboden aufgebracht werden. Die Verwendung von mobilen Netzanlagen trägt dazu bei, dass die Halle auch für Beach-Rugby, Beach-Soccer, Beach-Handball und Beachminton genutzt werden kann. Der mit Mitteln des Investitionspakts Sportstätten geförderte Umbau ermöglicht damit eine Diversifizierung des Sportangebots und eine multifunktionale Nutzung der Sportstätte. Zielgruppe der Sportstätte sind neue Nutzergruppen wie junge Menschen beziehungsweise Menschen, die keinen konventionellen Vereinssport ausüben würden.

Um Sicherheitsauflagen erfüllen zu können wird eine Netzebene hinter die Sprossenfenster als Ballwurfschutz eingebaut. Auch die Beleuchtung wird ballwurfsicher hergestellt.

Neben der ungewöhnlichen Nutzung als Beachvolleyballhalle ist an der Maßnahme besonders, dass es sich um eine „Kalthalle“ handelt: Mit Ausnahme der Umkleiden und Duschen soll die Halle nicht beheizt werden. Aufgrund der geografischen Lage Heidelbergs mit seinen milden Wintern und der baulichen Situation (geschlossener Raum) geht die Stadt davon aus, dass die Innenraumtemperatur in der unbeheizten Halle hoch genug sein dürfte, um ganzjährig Beachsportarten betreiben zu können. Im Laufe des ersten Betriebsjahres wird die Temperatur kontinuierlich gemessen, um Informationen hierzu zu sammeln und bei Bedarf gegenzusteuern. Durch den Betrieb als „Kalthalle“ können die Betriebskosten geringgehalten werden.

Entwurfsplanung "Beachhalle" 2019

Das Bild zeigt die Planungen der Sporthalle als Beachhalle. Unter der Dachkonstruktion befinden sich zwei Spielfelder mit Beachnetzen. An den Beachnetzen spielen Personen mit einem Volleyball. Im Hintergrund sind Aufenthaltsräume und Seefrachtcontainer zu erkennen.

Lernerfahrungen

Die Entwicklung der „Beachhalle“ zeigt neben der guten Praxis der flexiblen Sanierung eines denkmalgeschützten Gebäudes auch die Bedeutung enthusiastischer Akteure auf. So hat beispielsweise der Hochbauamtsleiter die Ideenfindung dieses Projekts betreut, um den fehlenden personellen und zeitlichen Ressourcen zu begegnen.

Darüber hinaus haben sich in der Planungsphase der nordbadische Volleyballverband sowie umliegende Sportvereine eingebracht, beispielsweise mit Hinweisen zur Ausstattung der Räume und zum Betriebskonzept. Daraus resultierte die Gründung eines Trägervereins, der für den späteren Betrieb verantwortlich sein soll. Dieses Betreibermodell ermöglicht die Erhebung von Nutzungsgebühren und trägt so dazu bei, die Bezuschussung der Sportanlage gering und damit wirtschaftlicher zu gestalten.

Eine besondere Herausforderung in baulicher Hinsicht bestand in der Schwierigkeit, dass über bestehende Rechenmodelle die standardmäßige Feststellung der notwendigen Dämmstärke im Halleninnenraum nicht möglich war. Um die richtige Dämmstärke festzustellen beauftragt die Stadt ein Fachbüro mit der Durchführung von Simulationen.

Fazit

Mit der Sanierung und dem Umbau der denkmalgeschützten Halle in eine Beachhalle zeigt Heidelberg beispielhaft auf, wie durch flexible nachträgliche Einbauten der Erhalt von Kulturgut und die Ermöglichung eines modernen, multifunktionalen Sportangebots gelingen kann. Die Sportstätte erfüllt als soziale Infrastruktur nicht nur die Aufgabe, einen Begegnungsort für das neu entwickelte Quartier zu schaffen: Sie kann vielmehr auch zum Zusammenwachsen des neuen und des bestehenden Stadtteils beitragen.

Autor
Difu
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